Podcasts.

Herr Silencer erklärt das Prinzip Podcast, stellt die eigenen Lieblingssendungen vor und versucht, Leute zum Singen und Tanzen zu nötigen. Dafür wird die Hilfe aller Leserinnen und Leser dieses Blogs benötigt

Lange Gespräche am Kaminfeuer, mit Freunden, die führte man früher. Vorausgesetzt man hatte einen Kamin. Und Freunde. Und was zu sagen. Diese völlig holperige und unzulässige Überleitung führt uns Stante Pede zu etwas, was heute so einige Leute als Hobby betreiben: Gespräche führen, die aufzeichnen und sie dann ins Internet stellen. Die Rede ist von Podcasts. Dieses Kunstwort aus „iPod“ (dem Audioabspielgerät) und „broadcast“ (Senden) ist im Prinzip die praktische Umsetzung des Brecht´schen Radiotheorems. Berthold Brecht jubelte bei der Erfindung des Radios, das nun „Jeder Empfänger auch ein Sender werden kann“, sprich: Jeder der Welt alles mitteilen könne.

Was beim Radio nicht wirklich funktionierte, ermöglicht nun das Internet: Jeder kann auf Sendung gehen. Viele Menschen tun das in Form von Videos, die sie bei Youtube veröffentlichen (Von einer fränkischen Hausfrau habe ich dadurch gelernt, wie man Spannbettlaken eckig faltet). Wenn man mehr als 9 Minuten Zeit für ein Thema benötigt, Bild nicht wichtig ist und man vor allem ein Format zum mitnehmen und überall konsumieren machen möchte, bietet sich der Podcast an.

Viele Rundfunk- und TV-Sendungen gibt es als Podcast, Firmen entdecken das Format für Eigenwerbung, und mittlerweile fröhnen erstaunlich viele Privatpersonen dieser Freizeitbeschäftigung. Man kommt in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zusammen, bereitet eine „Sendung“ vor, setzt sich hin, zeichnet die auf und stellt sie anschliessend in´s Internet oder in Audioshops wie den iTunesstore, wo man sie (fast immer) kostenlos herunterladen und auf dem eigenen Computer oder MP3-Player hören kann.

Das Themenspektrum ist dabei vielfältig – es gibt Podcasts über Gott und die Welt, fachspezifische, wissenschaftliche, welche die sich mit einem Hobbybefassen undundund. Eine gute Auswahl findet man hier. Natürlich ist es wie überall: Es gibt gute und schlechte Podcasts, welche die komplett uninteressant und stümperhaft produziert sind, aber auch professionell vor- und aufbereitet und aufgenommene Sendungen.

Mir persönlich geht es mit Podcasts wie mit Hörbüchern: Höre ich gerne auf Reisen und beim Putzen, ansonsten eher nicht. Mit zwei Ausnahmen, die für mich zum Pflichtkonsum gehören:

1. „Schöne Ecken“ – An Orten wie Hannover, von denen Einheimische hartnäckig behaupten, dort gäbe es auch schöne Ecken, begeben sich Cornelis Kater und Helge Kletti regelmäßig auf die Suche nach eben jenen. Oder sie gehen dahin, wo es richtig weh tut – wie zum Beispiel zum Blutspenden oder in eine Kinderstadt. Dabei kommen häufig sehr gute Beschreibungen urbaner Kultur und Architektur heraus. Manchmal wird auch einfach nur über Gott und die Welt geredet, während man im Zug durch die Gegend fährt. Und wenn die beiden verbotener Weise durch die verlassenen Katakomben eines Krankenhauses, ein Haus im Rotlichtviertel oder ein Labyrinth in einem Maisfeld streifen, dann wird es sogar ein wenig gruselig. Jede Folge ist ein neues Abenteuer, fast wie ein Hörspiel. Schöne Ecken erscheint alle zwei Wochen am Donnerstag und bleibt in der Regel unter einer Stunde. zu beziehen über iTunes.

2. „Wikigeeks“ – Podcast über gesellschaftliche Netzthemen. Kann man sich so erstmal nichts drunter vorstellen, ist aber ein geniales Konzept: Es werden nicht nur technische und Netzthemen referiert, sondern meist auch deren gesellschaftlichen Auswirkungen beleuchtet. Ist ja schön, das Apple ein neues Gerät rausgebracht hat oder das Internet gegen ACTA protestiert – aber was bedeutet das eigentlich für uns alle, was hat das für Auswirkungen, wie verändert es ggf. auch das Leben von nicht-netzaffinen Menschen? Hört sich trocken an, ist es aber nicht.

Das liegt zum einen daran, dass die Wikigeeks selbst, namentlich Florian Heinz, Bertram Kleff, Ralf Stockmann und Claudia Krell, ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und dementsprechend selten einer Meinung sind, sondern auch an der Struktur der Sendung: Es gibt aktuelle Themenschwerpunkte, zu denen Meinungen ausgetauscht werden, aber auch kurze Nachrichten, eine kleine Lokalecke, Linktips und Tests. Insbesondere letztere gelingen meist ganz lustig, weil die perfekt vorbereitete Claudia dann z.B. über die neuesten sozialen Netzwerke, und was davon zu halten ist referiert, während die Jungs zum ersten Mal davon hören und während der Sendung hektisch versuchen, sich einen Account anzulegen.
Wikigeeks erscheint unregelmäßig und mäandert zwischen kurz und knackig (zwei Stunden) bis zu Länge einer kurzen Fidel-Castro-Rede. Das scheint oft abhängig von Ralfs Tagesform und der Uhrzeit zu sein. Erhältlich auf der Website und bei iTunes.

Beide Podcasts höre ich nicht nur gerne, weil ich alle Macher und die Macherin persönlich kenne, sondern auch, weil sie einfach extrem gut sind. So gut, dass sie schon bei iTunes gefeatured, also mit einem prominenten Hinweis versehen wurden. Aber auch wenn die Reichweite schon ganz ordentlich ist: Das muss noch besser werden.

Die Wikigeeks bspw. sind immer traurig, weil keiner bei ihnen kommentiert. Zwar hören Tausende von Leuten die Sendung, aber keine Sau hinterlässt einen Kommentar auf der Website. Leichtsinnigerweise haben die Geeks in der letzten Sendung angekündigt, dass sie ein Video von sich ins Netz stellen werden, in dem Ralf und Claudia tanzen, während Bertram und Florian im Hintergrund eine Dean Martin-Nummer zum besten geben. Wer die vier kennt, weiß, wie sehr sie das alles hassen werden.

Bedingung: Die letzte Sendung muss an dieser Stelle mindestens zehn Kommentare von zehn verschiedenen Personen erhalten. Und zwar inhaltliche Kommentare, kein „Finde ich auch“ oder „<3", das reicht nicht.

Da ich das UN-BE-DINGT sehen will, und bisher noch nicht genug Kommentare da sind, hier also noch einmal die Wochenaufgabe für alle Leserinnen und Leser: Begeben Sie sich direkt zu http://wikigeeks.de/. Hören Sie den Podcast an (das geht auch direkt auf der Seite mit nur einem Mausklick). Geben Sie einen Kommentar ab.
Wenn nur jeder 10. Leser dieses Blogs hier mitmachen würde, hätten wir in Kürze schon ein Vielfaches der benötigten Kommentare beisammen!

Also los! Spread the Word:
WIR WOLLEN SIE TANZEN UND SINGEN SEHEN!

Kategorien: Ganz Kurz | 12 Kommentare

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12 Gedanken zu „Podcasts.

  1. Danke für die nette Erwähnung. Es bleibt interessant, die nächste Folge ist bereits im Kasten und wird wieder mal… anders. Wie immer, nur etwas anders 😉

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  2. a) wie lang hab ich dafür Zeit?
    b) meine Empfehlungen: consol.at Podcast und Spieleveteranen, beides mit News aus der Videospielwelt. Bei den Veteranen natürlich viel retro. Und dann höre ich noch dradio-Forschung Aktuell, BR Wissenschaft und Forschung, SWR2 Campus und Wissen.

    🙂

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  3. Kalesco: Aus deinem Konsumverhalten lässt sich auf die Kilometerleistung des Astra schließen 🙂
    Versuchs mal mit den Geeks, die sind in der Tat auch (Sozial-)Wissenschaftler. Könnte Dir gefallen.

    Mit Kommentieren solltest Du nicht lange warten. Da die letzte Folge in dieser Woche erschienen ist könnte – unter Idealbedingungen – dioe nächste am Wochenende um den 18.2. erscheinen.

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  4. Danke für die nette Erwähnung… wenn auch mit sinistren Hintergedanken 🙂

    @kalesco: Wenn auch damals noch mit schlechterer Audioqualität (seitdem haben wir etliche Euro investiert), reden wir in Folge 017 darüber, dass erstaunlicherweise „Podcasts“ ganz enorm von Rundfunkschnipseln beherrscht werden. Es ist natürlich toll, z.B. dezidierte Radiosendungen so immer gut zugänglich zu haben. Ich würde aber mal die steile These aufstellen, dass das eigentlich keine Podcasts sind: Es ist Radio, nur wieder verwertet und anders distribuiert – also vielleicht: Podcasts im technischen Sinne. (Inhaltliche) Podcasts fangen für mich da an, wo eben mal keine Rundfunkanstalt von Stunde 1 an dahinter steht sondern explizit als Podcast produziert wird. Lustig finde ich den umgekehrten Weg: Podcasts, die so gut sind, dass sie es mittlerweile ins Radio geschafft haben.

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  5. Ha, das schafft ihr NIE – stand heute haben sich mal gerade 4 LeserInnen zu uns von dieser Seite aus verirrt.

    Um weiter abzulenken: ich habe hier mal mit Pinterest eine Seite gebaut, welche Podcasts mir lieb und teuer sind. Höre ich alle komplett (ja, ich sehe kein Fernsehen und höre kein Deppen-Formatradio, daher so viel Zeit). Es gibt dann noch einige weitere in die ich unregelmäßig reinhöre, aber diese Auswahl bürgt für absolute Qualität:

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  6. …und eben noch vergessen: mein absoluten Lieblingspodcast ist definitiv: Hoaxilla. Krawallige Themen, kein Blatt vor den Mund nehmen, die absolute Todeszone für Globuli-Schlucker, Baumumarmer und Verschwörungstheoretiker.

    Dieser Podcast macht einen wirklich zu einem besseren Menschen, die Skeptikerbewegung ist ohnehin unbedingt unterstützenswert (sollte der Sielender mal was drüber schreiben).

    Es lebe die Vernunft!
    http://www.hoaxilla.de/

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  7. Das schaffen wir, warte es ab.

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  8. 2 Stunden 22 Minuten?
    äääh, vielen Dank.

    das wäre ja mein kompletter TV/ Radio Konsum von 3 Tagen, inclusive Nachrichten…
    😀

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  9. Man muss auch Opfer bringen können. Dafür bist Du hinterher 2Kg schlauer, versprochen.

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  10. Ich schaffe es oft, eine Sendung ca 1h zu hören und mir dann eine Textdatei zu schreiben, ab wo ich weiterhören muss. Meist kommt dann die neue Sendung früher raus und ich schaffe nicht mehr alles. Too many babes, to little time 😉

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  11. Was benutzt Du denn für einen Player? Tut der nicht automatisch?

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  12. VLC oder Exaile. Wenn ich zwischendurch etwas anderes höre, muss ich mir ja die Podcast-Sprungmarke irgendwo notieren.

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