Wiesel in the Skye with Diamonds

Und dann war da noch der Tag im September, als dem Wiesel mal wieder langweilig war und es auf Entdeckungstour ging. Es huschte die Treppe hinab und aus der Haustür hinaus und die Steinplatten neben dem Haus entlang. Dann hielt es kurz Inne und seine Nase inne Luft, nur um dann umso schneller in der Öffnung des Fallrohrs der Dachrinne zu verschwinden.

Es rumpelte und pumpelte im Inneren des Rohres, erst auf Höhe des ersten Stocks, dann ein Stockwerk darüber, und schließlich hätte ein Beobachter am Boden sehen können, wie sich eine Wieselnase über die Dachkante schob, prüfend witterte und dann wieder verschwand. Aber da war kein Beobachter am Boden, genauso wenig wie auf dem Dach. Wäre auf dem Dach jemand gewesen, hätte er nun sehen können, wie das Wiesel die Dachrinne entlangwieselte, dann quer über das Dach und den Luken zum Dachboden entlangstromerte und schließlich hinter den Schornsteinen verschwand. Aber auch auf dem Dach war niemand.

Hinter den Schornsteinen fand das Wiesel Dinge, die sich dahinter verklemmt hatten. Ein Vogelnest vom vorletzten Sommer, einen Frisbee, den die Nachbarskinder zu hoch geworfen hatten, und einen Drachen, der dort hängengeblieben war, nachdem er sich von seiner Leine losgerissen hatte.

Das Wiesel war von der vielen Rumwieselei müde geworden, und so beschloss es ein Nickerchen hinter dem warmen Schornstein zu machen. Wie es so der Wiesel Art ist, rollte es sich dafür in den Überresten des Vogelbaus und den Leinen des Drachen zusammen. Wiesel lieben es nämlich Nester zu bauen, aus allem was sie finden. Das es sich dabein auch in den Drachenleinen verhedderte störte das Wiesel nicht. Zumindest so lange nicht, bis ein Windstoss kam und unter den Drachen fasste, der durch das Gezupfe des Wiesels freigekommen war.

Ich saß in meinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und wollte eigentlich einen Urlaubseintrag für Katja schreiben, aber mir fiel nichts ein. Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster und über den See vor meinem Haus, als plötzlich das Wiesel am Fenster vorbeisegelte. Es hing mit einem Hinterbein in der Seilschlaufe eines Drachens, der dem erstaunlich ähich sah, der mir im Herbst zuvor davongeflogen war. Ich prustete los, denn ein fliegendes Wiesel sah ich nicht alle Tage vor meinem Fenster. Als der Wind es um die Hausecke und damit ausser Sichtweite trug, wusste ich, was ich schreiben würde.

Dies ist ein rückwärtsgebloggter Beitrag für die gerade urlaubende Katja, die sich einen Beitrag zu folgendem Kommentar gewünscht hat:

Oh, cooler Bericht! 🙂
Das wollte ich schon ewig mal selber ausprobieren, aber ich hatte immer Angst, die Schlaufe könnte reissen.

Kategorien: Wiesel | 9 Kommentare

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9 Gedanken zu „Wiesel in the Skye with Diamonds

  1. zimtapfel

    Ach, das schon wieder. Mich hatte ja neulich schon der entsprechende Beitrag bei Mrs. WdW in tiefe Verwirrung gestürzt.

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  2. Mdmd WdW verwirrt mich immer tief.

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  3. zimtapfel

    Ja, das kann sie gut. 🙂

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  4. Hach, schön. So ein Flug wäre ja auch was für mich. Man findet einfach zu selten Drachen in ausreichender Größe.

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  5. erwähnte ich das ich mir neue Drachenschnüre bestellt habe?
    also, so 20 Jahre nachdem die alten abhanden gekommen waren?
    🙂

    Wieseldrachen ftw, yeah!

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  6. Guinan: Ja, stimmt. Und wenn, muss man Angast haben das die Schlaufe reisst 😉
    Markus: Sehr löblich! Ich habe im Herbst meistens einen kleinen Drachen im Kofferraum, damit ich spontan mal auf die Drachenwiese kann.

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  7. Nienienie darf ich hier mobil kommentieren *motz*

    Der Cliffhanger bringt mich um. Ist das Wiesel wohlauf?

    BTW, bei der Überschrift dachte ich erst an des Wiesels berühmte bunte Bonbons 😉

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  8. Oh, cooler Bericht! 🙂
    Das wollte ich schon ewig mal selber ausprobieren, aber ich hatte immer Angst, die Schlaufe könnte reissen.

    Oder aber auch:

    Gnihi!

    *
    Dankeschön! Am lautesten musste ich bei deiner Zuordnung zu diesem Kommentar lachen! :mrgreen:

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  9. Pingback: Schön war’s. Sehr. | Gedankensprünge

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